Fried-Zyklus
Krista Hauser
Ausschnitt aus ihrem Vorwort / Katalog „28 Fragen“ Bilder für Erich Fried
Los Angeles 1991»How can one say a word / against alienation / against concretization? / The words that are incessantly uttered / have been uttered / too overbearing / is elevated speech.«
Antons Christian's attempt to overcome the alienation in and around him cannot be condensed into a short stanza. He plunges into a mythical world where goddesses reside, in which humans become plants and pillars of smoke, in which fire and water threaten the earth and fetuses await salvation.
Christian has been moving about in this world for the last twenty-five years, in search of ancient symbols, traces of his own remembering, his subconscious, where traumatic experiences and psychological wounds have left scars and where the artist also believes he can find vesitges of a collective memory. The estranged beings which appear in the magical color spaces of Christian's paintings mirror his own traits as well as the dark sides of humandkind.
In October 1988 I asked Erich Fried to let me have two of his poems for my book Landschaft in der Nähe meines Hauses (Landscape near My House).
I had chosen the two poems because I thought I could see parallels between them and certain paintings of mine. The same applied to the texts by the other authors who gave me contributions or wrote them especially for the book.
When Fried died a few weeks after this conversation, I thought I might do a series of paintings with his poems. Last winter, on reading his short birthday poem »Twenty-eight Questions«, I was reminded of that idea again.
(laut Textvorgabe würde das Ende des zweiten englischen Absatz Ihres Nachwortes „... who gave me contributions or wrote them expecially for the book.“ lauten. Ich habe das Wort „expecially“ zu „especially“ geändert.)»Wie noch das Wort erheben / gegen Entfremdung / wie noch gegen Verdinglichung? / Die Worte, die immerzu fallen / sind gefallen / zu überheblich / ist die gehobene Sprache.«
Anton Christians Versuch, die Entfremdung um und in sich zu überwinden, läßt sich nicht in einen knappen Vers fassen. Er versenkt sich in eine mythische Welt, in der Quellgöttinnen hausen, in der Menschen zu Pflanzen und Rauchsäulen werden, in der Feuer und Meer die Erde bedrohen und Flöten auf Erlösung warten.
In dieser Welt bewegt sich Anton Christian seit rund 25 Jahren: auf der Suche nach uralten Symbolen, nach Spuren des eigenen Erinnerns, nach dem Unterbewußte, in dem traumatische Erlebnisse, psychische Verletzungen Narben hinterlassen haben. Und in dem der Künstler auch Reste eines kollektiven Gedächtnisses zu finden glaubt. Die verfremdeten Wesen, die in magischen Farbräumen auftauchen, spiegeln Christians Züge, zugleich die Nachtseite des Menschen schlechthin.
Anton Christian
Ausschnitt aus dem Nachwort
Im Oktober 1988 hatte ich Erich Fried gebeten, mir für mein Buch »Landschaft in der Nähe meines Hauses« zwei Gedichte zu überlassen.
Diese beiden Gedichte hatte ich ausgewählt, weil ich Parallelen zu bestimmten Bildern von mir zu finden glaubte – ebenso, wie auch bei Texten anderer Autoren, die damals für dieses Buch Beiträge zur Verfügung gestellt oder dafür geschrieben haben.
Als Fried wenige Wochen nach diesem Gespräch starb, kam mir der Gedanke, eine Bilderfolge mit seinen Gedichten zu machen. Dies fiel mir wieder ein, als ich im letzten Winter sein kleines Geburtstagsgedicht »Achtundzwanzig Fragen« las.